Mein Nachbar ist Nazi – Was tun?

© NDR

NDR Fernsehen 2021 // Ein Film von Hans Jakob Rausch

Rechtsextreme inszenieren sich als nette Helfer und Kümmerer – in Sportvereinen, kleinen Dörfern, bei der Feuerwehr. Was ist ihre Strategie und wie gehen wir damit um? Ein Film über die schwierige Balance zwischen Toleranz und dem Kampf gegen rechts.

Gespaltene Dorfgemeinschaft

„Die politische Einstellung meiner Dorfnachbarn stellt für mich kein Problem dar“, sagt Wolfgang Gresens. So wie der pensionierte Schäfer denken viele der 185 Bewohner im mecklenburgischen Groß Krams. Dabei sind die beiden Nachbarn, von denen Gresens spricht, Neonazis. Ragnar Böhm und Sebastian Richter. Beide mit einschlägiger Vergangenheit: Böhm betrieb früher ein Bekleidungsgeschäft für Nazimarken, Richter war Bundesvorsitzender der NPD-Jugend. Sie ließen sich als „Unabhängige“ in die Gemeindevertretung wählen, einer ist in der Feuerwehr aktiv. Beide geben sich als heimattreue Kümmerer. Eine Bürgerinitiative im Dorf wehrt sich, wird von der „schweigenden Mehrheit“ jedoch eher kritisch beäugt.

Die Strategie

Kein Einzelfall, sagt Daniel Tepsdorf vom mobilen Beratungsteam gegen rechts in Ludwigslust. Der ländliche Raum sei besonders anfällig für Unterwanderung: „Hier ist es schwieriger dagegen anzugehen, weil die soziale Nähe groß ist.“ Fruchtbarer Boden für sogenannte „völkische Siedler“ wie Neonazi Sebastian Richter. Die Strategie beschreibt er selbst auf Facebook: „Graswurzelarbeit ist wichtiger als Parlamentssitze.“ Und im Interview gibt er ganz offen zu: „Das System der BRD kann weggefegt werden.“

Wie umgehen mit den Rechten gleich nebenan – ausgrenzen, tolerieren oder einbinden? 45min-Reporter Hans Jakob Rausch sucht nach Antworten in Sportvereinen, bei der Feuerwehr und diskutiert mit Experten.

Erstausstrahlung: NDR Fernsehen, 01.03.2021 // 45 min // Recherche und Umsetzung: Hans Jakob Rausch // Kamera: Henning Wirtz // Schnitt: Franz Buscha // Produktion: Spiegel TV // Redaktion: Jochen Graebert & Robert Wortmann